Urlaub zuhause

Aerodynamischer Park

Heute geht es in eine fast andere Welt.
Der Ausflug führt nach Adlershof, dem Wissenschaftsstandort (WISTA).
Er ist heute Deutschlands größter Technologiepark und ein wichtiger Standort für Wissenschaft, Wirtschaft und Medien. Die Bahntrasse trennen den alten Ortskern von Adlershof um die Dörpfeldstraße herum, von dem hochtechnologisierten Entwicklungsgebiet WISTA auf der anderen Seite der Bahn an der Rudower Chaussee.

Hier gehen wir auf Erkundungstour.
Neben dem Medienstandort, den vielen Instituten und Universitätsgebäuden, wo man den Studenten und Wissenschaftlern regelrecht bei der Arbeit zusehen kann, hat dieser Ort eine interessante Geschichte, ganz nah, beeindruckend, nicht immer schön, aber besonders – und deshalb zum Fotografieren schön!
So hat es auch Bryan Adams gesehen, der bekanntermaßen auch ein sehr guter Fotograf ist.



Hinfahrt :
ab S-Wittenau S 85 oder S1 / S8 (mit Umstieg Bornholmer Str. – gleicher Bahnsteig)
nach S-Adlershof – hinterer Ausgang, in Richtung Rudower Chaussee.

Rudower Chaussee:
Linksseitig bis zur Straße „Am Studio“ immer geradeaus

Zwischen den hochmodernen Bauten schauen zwei große Kugeln aus Beton hervor. Es sind die Isothermischen Kugellabore 1959-1961 (im Volksmund auch „Adlershofer Busen“ oder „Akademiebusen“ genannt). Sie stehen seit 1999 unter Denkmalschutz. Auf einer Infotafel davor befinden sich passende Erläuterungen.


—> An diesem Standort war die Wirkungsstätte von Angela Merkel, der späteren Bundeskanzlerin, bevor sie in die Politik ging.

An der Kreuzung wechseln wir die Straßenseite und gehen weiter bis zum Forumsplatz.
Zwei, auf hohen Stelen sitzende Köpfe, fallen sofort ins Auge. Sie setzen sich aus ständig rotierenden Scheiben zusammen und stellen die Fähigkeit von Denken, Forschen, Kombinieren und immer wieder den Blickwinkel ändern, dar.

Auf diesem Gebiet bis hin zum heutigen Lansdschaftspark, früher Flugplatz Johannisthal (1909 -1954), befand sich in der ersten Hälfte des 20sten Jahrhunderts europaweit das Zentrum für Luftfahrt und Flugforschung.
Hinter den „Köpfen“ stehen die ältesten Gebäude (1912+1918) von Adlershof, damals gebaut als Labor und Werkstatt für die Deutsche Versuchsanstalt für Luftfahrt (DVL), gegr. 1912.
Sie sind sehr schön restauriert und verbunden durch einen modernen Glasbau.
Hier war also die Wiege der Luftfahrtforschung!

Zu DDR-Zeiten wurde alles zum Kasernengelände des Wachregiments des MfS, in den alten historischen Gebäuden waren Lager und Werkstatt untergebracht.

Es geht quer über den Platz, zur Newtonstraße. An der Ecke “Zum großen Windkanal“ blicken wir hinüber zum markanten Trudelturm.
Der große Platz mit den drei historischen Anlagen wird bezeichnet als
Aerodynamischer Park.
(Hier findet am 28.06.2025 eine Drohnen-Show (!) statt! Link: https://www.wista.de/aktuelles/news/drohnenshow-in-adlershof-zum-25-jaehrigen-jubilaeum-der-langen-nacht-der-wissenschaften

In den 1930er Jahren entstanden diese drei eigentümlichen Architekturen zur Forschung an Flugkörpern:

Windkanal (1932-34) – diente der Untersuchung von Luftströmen von über 200 km/h, die auf Flugzeugteile geleitet und deren Widerstandsverhalten gemessen wurden. (Antrieb E-Motor 2000 kW)
● Trudelturm (1934-36) – anhand von Modellen die einzige Möglichkeit, das Verhalten des Flugzeugs im Trudelzustand zu simulieren. – Einsatz von Hochgeschwindigkeits-Kameras
Schallgedämpfter Motorenprüfstand (1933-35) – Ablufttürme 15 m hoch, Tests von Flugzeugmotoren auf Leistung und Haltbarkeit (z.B. Schrauben) bei unterschiedlichstem Luftdruck und Temperaturen.
Auf einer Infotafel neben dem Trudelturm findet man weitere Erläuterungen.




– Ein WC befindet sich im Uni-Gebäude mit der Nr. 2 (!), im Rücken der Infotafel sozusagen. Es ist ein öffentliches Gebäude, einfach Tür auf und geradezu durch die nächste Tür laufen, Ziel erreicht ;-)!


– Eine Art Café befindet sich, außer an den Wochenenden, im Motorenprüfstand. Hier kann man chillen, arbeiten – einen Kaffee (0.50 €), Tee oder andere Getränke bekommt man auch.


—> Der Trudelturm stand schon bei mehreren Filmen Kulisse, beispielsweise beim Science-Fiction Film „Æon Flux“. 2022 schafft er es sogar auf das Cover des Albums „Zeit“ der Band Rammstein, Fotograf Bryan Adams.


Kurze geschichtliche Abhandlung:
1909 – 1919
– Erster deutscher Motorflugplatz in Johannisthal/Adlershof, (Hans Grade, erster Motorflug)
– 1911 erste Pilotin Deutschlands ( Melli Boutard-Beese) erhält hier ihren Pilotenschein
– 1912 Gründung Deutsche Versuchsanstalt für Luftfahrt (DVL) durch Graf Zeppelin
– Flugzeugproduktion expandiert durch ersten Weltkrieg

1919 – 1933
Erste Linienflüge, beginnende Autoproduktion „Dixi“ von BMW, Drehort für Kinofilme

1933 – 1945
Ausbau zum zentralen Standort der deutschen Luftfahrtforschung

1945 – 1985
– 1945 – viele Anlagen werden in die UdSSR abtransportiert
– Gründung der Akademie der Wissenschaften
– Gründung Deutscher Fernsehfunk
1946 Einstellung des Flugbetriebes – auf dem Gelände entsteht ein Kasernengelände für das Wachregiment der DDR-Staatssicherheitsministeriums
– 1981 Gründung Institut für Kosmosforschung

1989 – 1990 Abwicklung

– 1991 Beschluss vom Senat, Entwicklung zu einem Wirtschafts- und Technologiepark (WISTA),
neue Straßenzüge entstehen und die Infrastruktur wird ausgebaut. Link (WISTA Wiki)


Wem nun der Kopf raucht von so viel Wissenschaft und Technik, der erkundet vielleicht noch den Landschaftspark oder geht zurück zur

Rudower Chaussee und setzt sich in die Straßenbahn 63 (Halt auch am S Adlershof)

und fährt zum Schlossplatz Köpenick.

Auf der Schlossinsel kann man die Seele baumeln lassen oder gegenüber der Haltestelle ist die Gaststätte „Mutter Lustig“ mit schönem Biergarten und Blick aufs Wasser.


Nach einer kleine Runde durch Alt-Köpenick, am „Hauptmann von Köpenick“ vorbei, ist es sicherlich Zeit, den Heimweg anzutreten.

Auf dem Schlossplatz fahren viele Busse und Straßenbahnen, u.a. zum S-Köpenick oder S-Adlershof.
Ist es noch vor 17 Uhr, kann man auch das Schiff der „Stern-und Kreisschiffahrt“ um 17.15 Uhr zum Hafen nach Treptow nehmen. Tickets müsste man sich vorher besorgen.


Die Öffnungszeiten von Gaststätten bitte vorher ansehen, es sind auf dem Weg aber wieder genügend vorhanden, auch der mitgebrachte Apfel und das Getränk finden wieder eine Bank!


Frage: Welche Verbindung gibt es zwischen dem Hauptmann von Köpenick und dem Trudelturm?

—> Gerne mitraten! Die Antwort gibt es beim nächsten Ausflugtipp!


Viel Spaß bei diesem Ausflug!

Karin, die Viertelreporterin


VonKarin

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