Im Märkischen Viertel startet bald ein neues, durch das Programm Sozialer Zusammenhalt gefördertes Projekt, das Kindern eine Stimme geben soll:
„Du hast Rechte! Vermittlung von Kinderrechten“, getragen vom Verein Innocence in danger e. V.
Hintergrund und Ausgangslage
Das Märkische Viertel ist Heimat für rund 41.000 Menschen. Etwa 22 Prozent davon sind unter 18 Jahre alt, das sind über 9.000 Kinder und Jugendliche.
Viele Familien leben in herausfordernden Situationen. Der Anteil an Haushalten, die auf Transferleistungen angewiesen sind, ist doppelt so hoch wie im Berliner Durchschnitt. Gleichzeitig verzeichnet der Bezirk überdurchschnittlich viele Fälle häuslicher Gewalt. Mehr als die Hälfte der Bewohnerinnen und Bewohner hat einen Migrationshintergrund.
Zwischen diesen sozialen Realitäten wächst eine Generation auf, die mehr Schutz, Aufklärung und Bewusstsein für ihre Rechte braucht.
Denn Kinderrechte sind nicht nur ein theoretisches Versprechen der UN-Kinderrechtskonvention, sie sind ein Fundament für Selbstbestimmung, Sicherheit und Vertrauen. Doch oft fehlt im Alltag der Raum, um über Themen wie den eigenen Körper, Grenzen oder Unversehrtheit zu sprechen.
Tabus, Unsicherheiten und kulturelle Hürden führen dazu, dass viele Kinder gar nicht wissen, dass sie Rechte haben, oder wie sie sich mitteilen können, wenn diese verletzt werden.
Das Projekt „Du hast Rechte!“ setzt genau hier an. Es soll Kindern im Märkischen Viertel ermöglichen, ihre Rechte kennenzulernen, zu verstehen und auszusprechen. Es will sie stärken, Grenzüberschreitungen zu erkennen und Hilfe zu suchen. Im Mittelpunkt steht dabei die Vermittlung von Grund- und Kinderrechten sowie die altersgerechte Aufklärung über den eigenen Körper.
Konkret bedeutet das:
- Kinder lernen spielerisch, was es heißt, Rechte zu haben und für sich einzustehen.
- Sie erfahren, dass ihr Körper ihnen gehört und niemand das Recht hat, ihre Grenzen zu überschreiten.
- Eltern werden ermutigt, mit ihren Kindern offen über schwierige Themen zu sprechen – auch über Tabus.
- Pädagogische Fachkräfte erhalten Materialien und Unterstützung, um das Thema nachhaltig in ihren Schulalltag einzubinden.
Umsetzung an der Charlie-Chaplin-Grundschule
Die Umsetzung erfolgt in enger Zusammenarbeit mit der Charlie-Chaplin-Grundschule im Märkischen Viertel. Hier werden die Inhalte im Rahmen von Projekttagen und -wochen lebendig: durch Ausstellungen, Spiele, kreative Arbeiten, Ausflüge oder gemeinsame Gesprächsrunden.
Der Fokus liegt auf den Jahrgangsstufen 2 und 3, also bei Kindern im Alter von etwa 7 bis 9 Jahren. Falls es Kapazitäten gibt, kann das Projekt später auch auf die 4. Klassen ausgeweitet werden.
Wichtig ist dabei auch die Einbindung der Eltern – niedrigschwellig, mehrsprachig und mit Sensibilität für kulturelle Unterschiede.
Netzwerke und Kooperationen
Damit das Projekt im Alltag des Viertels verankert bleibt, wird es eng mit bestehenden Strukturen verbunden.
Zu den möglichen Kooperationspartnern gehören:
- die Stadtteilmütter Märkisches Viertel,
- das BENN-Team Märkisches Viertel,
- der Lokale Bildungsverbund Märkisches Viertel,
- das FACE Familienzentrum,
- sowie die Sozialarbeit der Charlie-Chaplin-Grundschule.
Auch die GESOBAU AG, das Jugendamt Reinickendorf und das Stadtentwicklungsamt begleiten das Projekt aktiv.
Finanzierung

Zentraler Bestandteil ist die Stärkung des Selbstbewusstseins von Kindern. Das Wissen um die eigenen Rechte ist die Grundlage für Vertrauen in sich selbst und in die Gesellschaft. Kinder sollen verstehen, dass ihre Meinung zählt, dass sie gehört werden dürfen und dass sie Grenzen setzen können.
Gleichzeitig soll auch das Umfeld gestärkt werden: Eltern, Lehrkräfte und pädagogische Kräfte sollen unterstützt werden, diese Gespräche zu führen, offen, respektvoll und sensibel.
Das Projekt „Du hast Rechte!“ ist mehr als eine pädagogische Maßnahme. Es ist ein gesellschaftliches Signal. In einem Viertel, das von Vielfalt, aber auch von sozialen Herausforderungen geprägt ist, wird Kindern vermittelt: Du bist wichtig. Dein Körper gehört dir. Du darfst Nein sagen. Du darfst gehört werden. So wächst Bewusstsein und aus Bewusstsein entsteht Stärke. Denn wer seine Rechte kennt, kann auch die Rechte anderer achten. Und genau darin liegt der soziale Zusammenhalt, den dieses Viertel lebt und weiter wachsen lässt.