Urlaub zuhause

(zu empfehlen von Mi – So)

An der Spree in „jwd“

Urlaub Zuhause – Hinaus aus unserem Kiez führt uns der Ausflug an einen Spreeabschnitt, der vor hundert Jahren noch jwd war – von Baumschulenweg nach Treptow.

„Jwd“, wie der Berliner so schön sagt, nannte man die Randgebiete von Berlin – also „janz weit draußen“!

Bevor es losgeht, ein kurzer Blick auf unsere Spree.
Der Berliner liebt doch eigentlich seinen Fluss, jedoch wird nicht immer sorgsam mit ihm umgegangen. Mit Gründung der Städte war es bequem für die Bewohner, dort die Wäsche zu waschen oder sich des Unrates zu entledigen.
So schrieb um 1845 der Dichter Friedrich Rückert ein Gedicht über die Spree:

Die Spree

Der Spree ist weh;
sie kann sich nicht entschließen,
in Berlin hineinzufließen,
wo die Gossen sich ergießen.
Wer mag es ihr verdenken?
Sie möchte lieber, wenn sie dürft, umlenken.

Hindurch doch muss sie schwerbeklommen;
sie kommt beim Oberbaum herein,
rein wie ein Schwan, um wie ein Schwein
beim Unterbaum herauszukommen.


Mit zunehmender Industrie, die sich oft vor den Toren der heutigen Innenstadt von Berlin ansiedelte, landeten die Industrieabwässer (gefiltert oder auch nicht) zusätzlich in der Spree. Es wurde nicht auf Gewässer- und Umweltschutz geachtet. So machte in den 1950er und 1960er Jahren ein Flussbad nach dem anderen zu. Zum Baden blieben nur noch die Seen in der Umgebung.
Zum Glück hat sich in dieser Hinsicht einiges geändert, aber zum Baden in der Spree reicht es immer noch nicht
Unsere kleene Spree ist dem Berliner wohlgesonnen, hat sie, im Gegensatz zu anderen Flüssen, wie Rhein, Mosel, Elbe, noch nie ihr Flussbett verlassen, fließt langsam, in flacher Umgebung ohne große Höhenunterschiede.
Laufen oder fahren wir durch Berlin, kommen wir immer wieder an der Spree vorbei. Einen recht langen Abschnitt öffentlichen Uferweges soll dieser Ausflugstipp zeigen.


Hinfahrt:
vom S-Wittenau mit der S 85 (Richtung Grünau) oder S1 / S8 mit Umstieg Bornholmer Str.
nach S-Baumschulenweg.
Nach rechts, die Baumschulenstraße entlang über die Glanz- / Scheibler- / Köpenicker Landstraße (Ampel, Kreuzung), Neue Krugallee
immer weiter geradeaus bis zur Spree.

Nach links beginnt ein wunderschöner Wanderweg immer an der Spree entlang durchgehend bis zum S-Treptower Park (Rückfahrt)


Bereits an der Neuen Krugallee gibt es einen Hinweis auf die Fähre F11, an der wir als erstes vorbeikommen. Links, das Waldgebiet, ist der Plänterwald.
Schräg gegenüber der Spree steht das ehemalige DDR Funkhaus (Wartezeit auf Besichtigungstermine, ca. 3 Monate, nur online buchbar – sehr sehenswert!)
Als nächstes kommen wir zum Eierhäuschen (1), das seit 2023 in neuem alten Glanz, frisch saniert, erstrahlt. Hier ist die erste Gelegenheit für eine (WC) Pause. Der Biergarten „Am Anleger“ (tägl. ab 12 Uhr) oder das Restaurant (Mi – So ab 11 Uhr) sind sehr einladend. Auch für Kunstaustellungen sind Räume vorhanden, einfach schauen und sich überraschen lassen.

Wir haben das Bild verlinkt eingebunden – Quelle: https://www.spreepark.berlin/erleben-entdecken/eierhaeuschen/

Am daneben liegenden Spreepark wird gebaut. Altes und Neues sollen eine Einheit bilden. Das Riesenrad wird hier auch wieder seinen Platz finden. Infotafeln, neben dem Biergarten, erläutern die Planungen.
Hinweis:
–> Wer bis hierher nicht laufen möchte, kann am S/U-Jannowitzbrücke, Rolandufer, in einen Solar-Katamaran (11.30 Uhr) steigen und ist nach ca. 1 Stunde am neuen Schiffsanleger (seit 2023 in Betrieb) am Eierhäuschen. Link: www.Sternundkreis.de
„Grüne Spreefahrt“ C12 (Ew.19.90€ / Kinder 6-14 J. 10,00 € / Rentner 17,00 €) am besten online buchen!


Egal, ob zu Fuß oder mit dem Schiff am Eierhäuschen angekommen,
der Weg führt uns weiter – rechts die Spree, links der Zaun vom Spreepark, wo man vielleicht Einblick hat auf Baumaßnahmen oder auf Dinge aus alten Zeiten hat.

Bald aber wird der Blick frei auf die Abteibrücke (eine der ersten Stahlbetonbrücken Deutschlands,1916), die zur „Insel der Jugend“ hinüber führt. Sie steht unter Denkmalschutz.
Der Weg über die Brücke lohnt sich. Auf dem Brückenweg wurden Kacheln verlegt für Menschen und Institutionen, die sich für Kinderprojekte engagiert haben. Eine Parkanlage für viele Aktivitäten, auch zum Ausruhen und Genießen sowie ein Biergarten mit wunderschönem Ausblick finden wir auf der „Insel der Jugend“ vor.


Zurück auf unserem Uferweg liegt gleich neben der Abteibrücke ein Spielplatz, der „Weltspielplatz“, erdacht von Kindern für Kinder.
Weiter geht es an einer alten Berliner Institution vorbei, am Haus Zenner, wieder mit Biergarten.

Die Parkanlage, die sich uns jetzt öffnet, ist der Treptower Park. Auf der anderen Spreeseite befindet sich die Halbinsel Alt-Stralau (ebenfalls einen Ausflug wert). Der Kirchturm, ganz markant, steht auf dem schönsten Friedhof von ganz Berlin, direkt am Wasser gelegen – meine Meinung ;-).

Jetzt ist es nicht mehr weit bis zur S-Bahn Am Treptower Park. Von hier aus treten wir die Heimfahrt nach Wittenau an.



(1) Geschichte zum Eierhäuschen:

  • 1820 Lagerplatz
  • 1837 Schifferkneipe
  • Ausflugslokal für die Berliner 1837-1876 / 2x abgebrannt
  • 1876 Besitz an die Stadt Berlin „ Altes Eierhäuschen“, später wieder in Pacht
  • 2. Neubau 1890-1892
  • nach 1945 DDR Requistenkammer des Fernsehfunks
  • 1970-1973 Rekonstruktion / Eröffnung als „Café der Jugend“ in der Veranda
  • nach 1990 Verfall,
  • seit 2021 Sanierung und 2023 Wiedereröffnung



1898 erwähnte Fontane in seinem „Stechlin“ das Eierhäuschen als „so sonderbar benamst“.
Aber woher hat das Eierhäuschen nun seinen Namen?
Zwei Varianten sind bekannt und möglich:
1. hier wurden Eier an die Schiffer verkauft
2. hier fanden Ruderwettbewerbe statt, deren Siegerpreis ein Schock Eier war.


Um den Treptower Park herum mit dem Russischen Ehrenmal, dem Karpfenteich und der Archenhold-Sternwarte gäbe es noch Einiges zu erzählen. Das würde aber dann doch zu weit führen.


–> Die Strecke ist etwa 6 km (+-) lang. Eine Abkürzung wäre, bis S-Plänterwald zu fahren und direkt zur Insel der Jugend zu laufen. Von dort aus die beschriebene Wegstrecke zum S-Treptower Park nehmen.
–> Auf dem gesamten Uferweg sind wieder genügend Möglichkeiten der Rast für den Apfel und das Getränk!


Viel Spaß bei diesem Ausflug!

Karin, die Viertelreporterin

VonKarin

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert