Spazieren auf einer ehemaligen Wasserstraße
Der Luisenstädtische Kanal – Von der Wasserstraße zur historischen Grünanlage –
Alte Bäume, schöne Fassaden und ein Geschichtsspeicher
Wir fahren heute nach Berlin-Mitte und gehen nach Kreuzberg, in einen Teil von Kreuzberg, den vielleicht nicht jeder kennt.
Hinfahrt
Ab Wittenau:
- U8 nach U Heinrich-Heine-Str. (Ausgang in Fahrtrichtung)
Die Heinrich-Heine-Straße hinter uns, gehen wir durch die Häuser. Die Schmidstraße immer geradeaus durch ein Wohngebiet, das zu DDR- Zeiten entstand und in den letzten Jahren immer weiter verdichtet wurde und wird.
Am Michaelkirchplatz angekommen, erstrahlt in voller Pracht die drittälteste katholische Kirche Berlins St. Michael (1851-56, 1861 Weihe)

1944/45 Kriegszerstörung der Kirche sowie fast der gesamten Luisenstadt (Stadtgebietsbezeichnung). Die Kirche stand nach dem Ende des zweiten Weltkrieges direkt an der Sektorengrenze in Ost-Berlin. Mit Bau der Mauer 1961 wurde nicht nur die Kirchengemeinde, sondern ganz Berlin, zerrissen.
Die Kirche wurde nie vollständig wieder aufgebaut.
Wer die Ära der geteilten Stadt Berlin miterlebt hat, kennt sicherlich einige Orte, wo die Mauer ganz besonders präsent war. Dieser Ort hier, am Michaelkirchplatz / Engelbecken, war solch ein Ort! Wo mittendrin die Welt zu Ende war, wo eine Grünanlage zum Todesstreifen wurde – ganz besonders für die Menschen aus dem russischen Sektor / Ost-Berlin (DDR).
Das denkmalgeschützte Taut-Haus an der Ecke Engeldamm / Michaelkirchplatz ist besonders erwähnenswert. Als Büro- und Geschäftshaus für den Deutschen Verkehrsbund von Bruno / Max Taut errichtet, war es lange ein Standort für die Gewerkschaften, FDGB, ÖtV.
Ab 2010 wurde das Gebäude instand gesetzt und in ein Wohnhaus mit Gewerbeeinheiten umgewandelt.

Gegenüber der St. Michael Kirche steht nun keine Mauer mehr 🙂 und der Blick ist frei auf das Engelbecken und den dahinter liegenden Grünzug.


Das Engelbecken wurde in den 1990er Jahren wieder zu einer wunderschönen grünen Oase mitten in der Stadt. Hier kann man Fischreiher, Schwäne und Enten beobachten und den Blick auf die Michaelkirche genießen. Viele Bänke und auch ein Café (WC-Möglichkeit) laden zum Verweilen ein. Wenn man die richtige Jahreszeit erwischt, blüht noch der Rosengarten.
Nachdem wir die Stufen hinunter zum Engelbecken gegangen sind, laufen wir weiter auf den etwas tiefer gelegenen Grünzug.
Einst verlief hier der Luisenstädtische Kanal als Verbindung zwischen Spree und Landwehrkanal, erbaut 1848-1852 nach dem Entwurf von Lenné (1789-1866).

Anfänglich als Transportweg für den Aufbau der Luisenstadt von großer Bedeutung, ließ diese nach wenigen Jahrzehnten drastisch nach. Aufgrund seiner geringen Fließgeschwindigkeit fing er an zu stinken. Die Anwohner beschwerten sich und letzten Endes wurde er 1926/27 größtenteils zugeschüttet und vom reformorientierten Gartenplaner Erwin Barth (1880-1933) in eine moderne Grünanlage umgestaltet. Nur das Engelbecken blieb mit Wasser gefüllt als Schwanenteich erhalten.
Dieser Grünzug erstreckt sich bis zum Landwehrkanal. Bis dorthin laufen wir auch. Dabei wird der Oranienplatz und der Wassertorplatz (Gitschiner Str, mit Hochbahn der Linie U1) überquert – immer weiter geradeaus.


Link:https://friedrichshain-kreuzberg-online.de/index.php/der-luisenstaedtische-kanal-in-berlin-von-der-wasserstrasse-zur-historischen-gruenanlage/
–> Auf den wunderbaren alten Baumbestand, auch in den Nebenstraßen und die schönen Fassaden der angrenzenden Wohnhäuser sollte man besonders achten.

Am Landwehrkanal angekommen, stehen ausreichend Bänke. Es ist ohnehin Zeit für eine Rast, den Apfel und das Getränk ;-).



Den Blick aufs Wasser gerichtet, gehen wir nun nach links, am Fraenkelufer entlang. Wieder die wunderschönen alten und neueren Gebäuden – bis zur, ich nenne sie jetzt mal „Partybrücke“ Admiralbrücke. Es geht über die Brücke in den nächsten Grünzug hinein, der von der Grimmstraße umrahmt wird. Auf der rechten Seite stehen die Kapelle am Urban und die historischen Gebäude des Urbankrankenhauses als typische Klinkerbauten. Am Ende der Grünanlage der Wrangelbrunnen.

Wir sind an der Urbanstraße, gehen hinüber (Ampel) in die Fichtestraße. Nicht weit, erscheint ein rundes Gebäude aus gelben Klinkern, der Fichtebunker. Einst ein Gasometer mit späterer bewegender Geschichte. Es werden täglich Führungen angeboten.
Link:https://www.berliner-unterwelten.de/verein/forschungsthema-untergrund/bunker-und-ls-anlagen/fichtebunker.html
(Bei Interesse sollte man Tickets (17 €) vorab kaufen. Betreiber sind die Berliner Unterwelten.)

Nun geht es noch die Fichtestraße bis zum Ende. Ecke Hasenheide, nach rechts, kommen wir zur U-Südstern.

Rückfahrt
- ab U-Südstern:
- U7 Richtung Rudow (1Station bis Hermannplatz) Umstieg in die
- U8 nach Wittenau
–> Empfehlung: Um bei einer gebuchten Führung im Fichtebunker nicht unter Zeitdruck zu geraten, sollte man die Tour umkehren, am Südstern beginnen und an der St. Michael Kirche / Heinrich-Heine-Str. enden.
–> Nicht unerwähnt bleiben sollte, dass wir am Rande unseres Weges immer wieder auf Wohnungslose gestoßen sind, die ihr Lager dort aufgeschlagen hatten. Die Anlage war trotzdem gut zu begehen, ohne Belästigung. Trotz der vielen Schönheiten unserer Stadt, sind auch immer die Blicke auf das weniger Schöne einer Gesellschaft gerichtet, besonders in den Großstädten, so leider auch bei uns in Berlin.
Es sind insgesamt ca. 5 km zu laufen. Ich hatte 9000 Schritte auf meinem Zähler ;-)!
Viel Spaß bei diesem Ausflug!
Karin, die Viertelreporterin